„Wir lassen Sie nicht sitzen“ – so heißt es an einer Bank im Foyer des Lise-Meitner-Gymnasiums, die alles andere als einladend ist. Das Wortspiel stammt von Schülern, die sich der Kunst widmeten.
Wo nicht Nägel aus der Sitzflächen hervorschauen, nehmen kleine Blumentöpfe den Platz weg. Und die Rückenlehne ist umrankt von Metaldraht. Die Bank ist Teil einer Schulkunstausstellung mit dem Titel „Brüche“, die am Montagabend eröffnet wurde.
Gleichzeitig ist sie auch der Auftakt zu einer Reihe von öffentlichen wie schulinternen Veranstaltungen, zu denen das Gymnasium anlässlich seines zehnjährigen Bestehens einlädt. Als Nächstes folgt am 4. Juni ein Vortrag mit dem Astronauten Professor Dr. Ernst Messerschmidt.
Vor zehn Jahren um dieselbe Zeit sei er noch in einem Rohbau gestanden, weiß Schulleiter Dr. Martin Messerschmidt zu erzählen. In den folgenden Jahren habe man das Lise-Meitner-Gymnasium dann zu einer Schule entwickelt, in der etwa Theater und Kunst eine wichtige Rolle spielen.
Man wolle ein Stück weit provozieren
Entsprechend konnten die Besucher der Vernissage zunächst einmal eine nachdenklich stimmende Performance des Literatur- und Theaterkurses über Giacomettis „Einsamkeit“ erleben. Die erwies sich als passende Hinführung zum Thema der Ausstellung. René Schubert, Lehrer im Fachbereich Kunst, umriss künstlerischen Auseinandersetzungen der Schüler: Man wolle ein Stück weit provozieren und habe nach Brüchen gesucht: Wo etwa seien die Brüche zwischen Erfolg und Misserfolg zu finden, die ja für Schüler eine große Rolle spielen? Bei der Ausstellung sollte es vor allem um Konzeptkunst gehen, die auch im Kontrast zu den Arbeiten der Unterstufe mit ihren Farbexplosionen zu sehen sei. Ganz im Sinne von Marcel Duchamps oder Joseph Beuys würden hier Alltagsgegenstände aus der Schule die Schule selbst und das Dasein als Schüler sozialkritisch hinterfragen. Er selbst sei, so Schubert, überrascht gewesen, wie viele Möglichkeiten dabei gefunden wurden.
Das Auf und Ab des Lebens findet sich so in einer Gruppenarbeit wieder, in der in einen Balken geschlagene Nägel Wellenbewegungen ergeben. Erfolg und Misserfolg wurden auch in anderen Arbeiten thematisiert. In einem spielerischen Verhältnis findet man sie in der Gegenüberstellung von Mobiles mit positiven wie negativen Tagebuchfragmenten, die über einem aufgeschlagenen Buch schweben.
Und schließlich finden sich noch konkretere Auseinandersetzungen mit der Schule. So hängt der Schüler etwa gleich einer Marionette an verschiedenen Fäden in einem Buch. Schulleben und das Leben danach – welche Fäden werden reißen? Zur „LMG-Elite-Achterbahn“ lädt ein anderes Werk ein. Die Achterbahnfahrt endet jäh. Und Lerninhalte und Lernerfolg klaffen in einem gespaltenen Kopf auseinander: wie der Anspruch und die Wirklichkeit.