Die Kursstufe entdeckt London (07.07.2008 – 11.07.2008)
Der Auftakt von unserer Studienfahrt war eine frostige Busfahrt nach Nürnberg in schwärzester Nacht von Sonntag auf Montag. Nach einem kurzen Verweilen im dortigen Flughafen und zahlreichen Einkäufen im Duty-Free-Shop bestiegen wir unseren komfortablen Flieger Richtung Insel, präziser London-Stansted.
Während unserer Busfahrt zum Hotel konnten wir erste Eindrücke von London sammeln, wie zum Beispiel den Linksverkehr und Stau in der Weltmetropole. Nach schier endlosen anderthalb Stunden erreichten wir den Norfolk Square in Paddington, wo wir unser Gepäck im Frühstücksraum des Dolphin Hotels deponierten. Es folgten eine kurze Einweisung in die „Tube“ (U-Bahn) und ein gemütlicher Spaziergang vom Leicester Square nach Covent Garden. Anschließend sollte eine Bustour durch London folgen, geführt von zwei Schülern, deren Namen wir nicht nennen wollen; diese scheiterte jedoch auf Grund von Missverständnissen bezüglich des Busfahrplans. Es blieb also genügend Zeit in unsere Zimmer einzuziehen und unseren „Jetlag“ auszuschlafen. Abgeschlossen wurde unser erster langer Tag durch den beliebten Jack the Ripper Walk, der uns an alle relevanten, historischen Orte führte, an denen Jack the Ripppaawr (Insider) seiner Berufung nachging.
Der zweite Tag begann regnerisch und äußerst kreativ mit dem Besuch in der Tate Gallery of Modern Art, wo man neben skurrilen Gemälden und noch wunderlicheren Skulpturen auch interessante Filme konsumieren konnte, die zum Nachdenken anregten. Die moderne Kunst spaltete unseren Jahrgang in jene, die die Galerie begeistert durchwanderten, und andere, die hauptsächlich den Komfort des Museumscafés genossen (was man ihnen nicht verübeln konnte). Wenige Gehminuten vom Tate Modern entfernt lag unsere nächste Station, Shakespeare’s Globe Theatre. Unser Deutschbegeisterter Workshop-Guide führte uns auf eine erfrischende und jugendhafte Art und Weise in die Welt des Shakespeare ein, beispielsweise durch Phrasen wie „Money is Honey“. Der abschließende kurze Workshop zu „Romeo and Juliet“ warf für uns ganz neue Perspektiven auf („Womeo oh Womeo“). Der nachfolgende Spaziergang entlang der Themse zeichnete sich aus durch einen schulischen Hip-Hop-Wettbewerb und selbstverständlich wunderschöne Aufnahmen von London und unserem Kurs. Zum Abschluss besuchten wir gemeinsam den Pub Dickens‘ Inn, wo bereits Charles Dickens gesoffen hatte. Wir ließen uns vom historischen Flair inspirieren. Am Abend hatten wir genügend Freizeit, um das Londoner Nachtleben einmal zu erschnüffeln und vergnügten uns feuchtfröhlich im Zoo Club.
Mittwoch erwies sich als der regnerischste Tag unseres Londonaufenthalts. So titelten selbst englische Zeitungen: „Mini monsoon sweeps London“ – der Regen eines Monats fiel in nur zwölf Stunden auf uns deutsche Schüler herunter. Das war auch der Grund für zahlreiche überschwemmte Schuhe und folgende Kränkeleien. Doch was wäre ein Londonbesuch ohne einen Blick auf den berühmten Buckingham Palace? Wir entschieden uns also, dem Changing of the Guards (Wachwechselzeremonie) beizuwohnen, welches jedoch aufgrund des starken Regenfalls ausfallen musste. Durchnässt und milde deprimiert besuchten wir die Kirche St-Martin-in-the-Fields und aßen zu Mittag. Nach einigen Minuten zu Fuß, in denen wir unter Anderem Charing Cross Road und Oxford Circus passierten, fuhr der Großteil des Kurses mit der U-Bahn zu den BBC Studios, wo uns eine Behind the scenes Tour erwartete. Uns wurde die einzigartige und unvergessliche Chance geboten, Nachrichtensprecher, Wetterexperte und Quizteilnehmer zu sein. Letztere genossen das Privileg, endlich auf einen der berühmten Buzzer zu drücken, wenn man beispielsweise wusste, dass die Badehose des Mannes im Film hellblau gewesen war.
Wir konnten es uns aber auch nicht entgehen lassen, das britische Parlament zu besichtigen: House of Commons und House of Lords. Bemerkenswert war dabei, dass beide Kammern noch sehr traditionell geprägt sind und sich so wesentlich vom deutschen Bundestag unterscheiden. Ein Blickfang war der von Gold übersäte Thron der Queen im House of Lords.Am Donnerstag reisten wir zu den Docklands, wo hauptsächlich Banken und Versicherungsgesellschaften in beeindruckenden modernen Hochhäusern angesiedelt sind, zum Beispiel das Canary Wharf, das durch eine Pyramide auf dem Dach gekennzeichnet wird. Von dort aus reisten wir weiter nach Little Gardens und beschritten den Fußtunnel unter der Themse hindurch nach Greenwich. Wer sich schon immer dafür interessierte, wo die GMT – die Greenwich Mean Time – festgelegt wird, kam hier auf seine Kosten: Gemeinsam erklommen wir einen steilen Hügel und ließen uns von hilfsbereiten japanischen Touristen auf dem Nullmeridian fotografieren. Endlich kamen wir auch zum kollektiven Genuss der britischen Spezialität Fish & Chips. Natürlich durfte auch eine Bootsfahrt auf der Themse nicht fehlen; wir starteten in Greenwich und erlebten eine unterhaltsame Fahrt bis nach Westminster. Da es sozusagen unser Abschlussabend war, verbrachten wir ihn gemeinsam mit einem gemütlichen Picknick im Hyde Park. Die Stärkung diente außerdem zu einem noch ausgiebigeren Abschluss in der Clubszene, die für einige temporär im Industriegebiet endete.
Der sonnige Freitagmorgen wurde getrübt durch die Frage, wie wir am späten Nachmittag wieder zum Flughafen gelangen sollten, da unser gecharterter Bus absagte. Nach zahlreichen Telefonaten von Herrn Schwedl mit SET fand er doch noch eine Lösung: Wir würden mit dem Zug fahren. Bis dahin besuchten einige Freiwillige das British Museum, in dem unter anderem der berühmte Rosetta Stone steht (mit dessen Hilfe die Übersetzung der ägyptischen Hieroglyphen möglich wurde). Die bleibende Zeit bis zur Abfahrt war als Freizeit gedacht, von den meisten aber müde in der Hotellobby verbracht. Pünktlich um 16 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Liverpool Street, wo wir per Zug nach Stansted fuhren. Am Flughafen erwartete uns eine prekäre Situation beim Check-In: Wir mussten unsere Schuhe ausziehen und verzauberten das Flughafenpersonal mit dem einzigartigen Odeur unserer Socken.
Erschöpft (bis auf einige wenige) genossen wir den Flug und fielen zuhause (und vorher) müde, aber glücklich in unser eigenes Bett und träumten von dieser gelungenen “Study-Fart“.
- Susanne Riecker und Julia Schenk