Vom 4.5. bis zum 11.5.2013 durfte das Lise-Meitner-Gymnasium 15 Schüler, 2 Lehrkräfte und den Schulleiter der Eitan School im Kibbutz Naan in Israel bei sich begrüßen. Der Besuch der Israelis bildet den Auftakt zu einer langfristigen Kooperation: Zukünftig sollen jährlich Austausche zwischen dem LMG und der Eitan School stattfinden.
Schon seit über zwei Jahren engagiert sich das Lise-Meitner-Gymnasium im Rahmen des SCORA-Projekts des Regierungspräsidiums Stuttgart: SCORA steht für „Schools opposing Racism and Antisemitism“ und an diesem Projekt beteiligen sich insgesamt 15 weiterführende Schulen des Regierungspräsidiums. Alle vereint das Bestreben, dem zunehmenden Antisemitismus und Rassismus in unserer Gesellschaft entgegenzuwirken. Getragen von der Auffassung, dass persönliche Begegnungen das beste Mittel gegen Vorurteile sind, zählt dabei die Etablierung von deutsch-israelischen Schulpartnerschaften und damit einhergehenden Austauschprogrammen zu den zentralen Bausteinen von SCORA.
Die Freude war also mit den Händen zu greifen – nicht zuletzt bei den beiden projektverantwortlichen Lehrkräften, Sebastian Puhl und Michael Eßel, sowie beim Schulleiter des LMG, Joachim Wöllner, der an der Planung und Umsetzung des Projekts von Anfang an aktiv beteiligt ist –, als nach langem Vorlauf und viel Vorarbeit 15 Schüler aus den Jahrgangsstufen 10 und 11 ihre israelischen Austauschpartner am Flughafen München in Empfang nehmen durften. Und tatsächlich: Ein Blick, eine Begrüßung genügte und die israelischen und deutschen Schüler, die sich bisher nur von mehreren Videokonferenzen kannten, lagen sich in den Armen.
Von der Zugewandtheit und Herzlichkeit der Israelis konnte sich am Tag nach der Anreise dann auch die Schulgemeinschaft des LMG überzeugen: Für ihren Empfang in der Aula hatten die Gäste zu einem bekannten israelischen Song eine Tanz-Choreographie einstudiert und bereits nach wenigen Takten stimmte nahezu die ganze Schulgemeinschaft in die Tanzbewegungen mit ein. Die Israelis waren ihrerseits sichtlich gerührt, als ihre Nationalhymne, die haTikwa, in der Aula des LMG erklang und so viele Schüler des LMG eifrig mitsangen.
Der besondere Geist, unter dem diese Begegnung von Anfang an stand, war dann auch bei den übrigen Programmpunkten spürbar. Im Verlauf der Woche erhielten die israelischen Gäste zahlreiche Einblicke in die Lebenswelt ihrer Gastgeber: Über die Stadt Crailsheim und ihre Geschichte erfuhren sie viel Wissenswertes bei einer vom Stadtarchiv organisierten Führung. Den Wirtschafts- und Arbeitsstandort Crailsheim lernten die Gäste bei Besichtigungen der Firmen Gerhard Schubert und Procter & Gamble kennen. Ein Gespräch mit der Landtagsabgeordneten Jutta Niemann vermittelte einen lebendigen Eindruck von der Arbeit politisch Verantwortlicher und dem politischen System in Deutschland.
Neben den offiziellen Programmpunkten hatte die „freie“ Zeit, die die israelischen Schüler mit ihren Austauschpartnern und in ihren jeweiligen Gastfamilien verbrachten, einen besonderen Stellenwert. Die deutschen Schüler nutzten die sich bietenden Gelegenheiten nur zu gerne, ihren Austauschpartnern ihre Familien, Freunde, Hobbys und Lieblingsorte vorzustellen. Daneben kamen aber auch das Kennenlernen und „Eintauchen“ in die Schulkultur des LMG nicht zu kurz: Unter anderem arbeiteten die israelischen Schüler zusammen mit ihren deutschen Partnern an einem Kunstprojekt, nahmen an einem internationalen Sportturnier in der Hirtenwiesenhalle teil und erlebten anhand eines persönlichen Stundenplans den alltäglichen Fachunterricht am LMG.
Zu den sicherlich einprägsamsten Momenten während des Aufenthalts der Israelis zählten die Besuche der KZ-Gedenkstätten Dachau und Hessental. In einer würdevollen und äußerst bewegenden Zeremonie erinnerten die israelischen und deutschen Schüler in der Gedenkstätte Hessental gemeinsam an das Leben und das Leid so vieler, oft jüdischer Opfer des Nationalsozialismus. Vor allem erschütterte die deutschen Schüler, dass die Großeltern und Vorfahren einiger israelischer Schüler und Lehrkräfte, die sie in dieser Woche so liebgewonnen hatten, auch Opfer des NS-Regimes waren und diesem oftmals nur knapp entronnen sind. Aber die Worte des Schulleiters der Eitan School, Avi Hadida, machten Hoffnung: Die in der Austauschwoche entstandenen Freundschaften zwischen israelischen und deutschen Schülern seien auch als ein später Sieg gegenüber dem menschenverachtenden Unrecht der NS-Zeit zu verstehen.
Randvoll mit den Erlebnissen vom Aufenthalt der Israelis in Deutschland fiebern die deutschen Schüler und die sie betreuenden Lehrkräfte nun dem Rückbesuch in Israel Anfang November entgegen. Natürlich gehören zu den Erwartungen, die Schüler und Lehrkräfte mit dieser Reise verbinden, ein Besuch der Altstadt von Jerusalem oder des Strands von Tel Aviv. Die Vorfreude, ihre Freunde wiederzusehen und in das Leben in Israel einzutauchen, steht aber über allem.
Text: Michael Eßel
Bildunterschrift: Mit großer Freude empfingen Schüler des LMG ihre Austauschpartner der Eitan School im Kibbutz Naan in Israel. Das Treffen bildet den Auftakt zu einer Kooperation zwischen den Schulen mit jährlichem Schüleraustausch.
Foto: LMG