Lesung von Hellmut G. Haasis

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über den Hitler-Attentäter Georg Elser

Der Autor Hellmut G. Haasis hielt vor Schülern des Lise-Meitner-Gymnasiums einen Vortrag über Georg Elser, der 8. November 1939 im Münchener Bürgerbräukeller ein Attentat auf Adolf Hitler verübte.

 

Haasis

 

Elser ahnt früh die Ziele des NS-Regimes – Beweggründe

 

Der Referent legte die Beweggründe dar, die den einfachen Handwerker Elser dazu bewogen hatten, allein und völlig autonom zu diesem frühen Zeitpunkt ein Attentat auf den Führer zu planen und auszuführen.

Zum einen, so der Wortlaut Hellmut G. Haasis, hatte Elser rechtzeitig die Kriegspläne Hitlers erkannt und wollte diesen Krieg mit allen Mitteln verhindern. Außerdem sah er als Wähler der KPD, dass sich die Lage der Arbeiter in Nazi-Deutschland zunehmend verschlechterte, weil sämtliche Staatsmittel in die Rüstungsindustrie flossen.

 

 

 

Elsers Tat – mit dem Handbohrer als Waffe

 

Anschaulich stellte der Referent den Schülern den einsamen Kampf Elsers gegen das Nazi-Regime dar. Er zeigte einen Dolch, der damals von Offizieren der deutschen Armee getragen wurde und stellte diesem Symbol der Ehre des militärischen Widerstands um den Oberst Stauffenberg einen Handbohrer als Zeichen der Tat gegenüber. Mit dieser „Waffe“ bohrte   der Kunstschreiner Elser in über 30 Nächten mühsam ein Loch für den Sprengstoff in einen Pfeiler des Bürgerbräukellers. Hitler entging dem Anschlag, weil er 13 Minuten früher als geplant den Versammlungssaal verließ. Elser wurde kurz nach dem Attentat gefasst und sollte unter Folter gestehen, dass er im Auftrag des englischen Geheimdienstes gehandelt hatte, er war jedoch zu keinem Geständnis zu bewegen. Kein einziger Mensch aus Elsers Umfeld, so der Referent Haasis, sei von ihm verraten worden. Ein Zeichen für den starken, aufrichtigen Charakter dieses Mannes. Elser wurde im April 1945 kurz vor der Befreiung durch die amerikanische Armee im KZ Dachau hinterrücks ermordet. Sein Mörder ruht bis heute auf dem Ehrenfriedhof der Stadt Heilbronn.

Gemeinsam mit den Schülern entwickelte der Referent ein Szenario für Deutschland und Europa, falls das Attentat erfolgreich gewesen wäre. Der Zweite Weltkrieg, der Genozid an Juden und anderen Minderheiten, Flucht und Massenvertreibungen wären der Menschheit erspart geblieben.

Ziele des Vortrags: Förderung von Aufrichtigkeit und Zivilcourage als wichtige Werte

Ein Teil des pädagogischen Konzeptes am Lise-Meitner-Gymnasium besteht darin, die Schule für Referenten aus dem öffentlichen Leben zu öffnen. Durch diesen Vortrag gelang es, dem engagierten Referenten Hellmut G. Haasis sei gedankt, die jungen Zuhörer über den historischen Kontext hinaus über die Bedeutung von Aufrichtigkeit und Zivilcourage zu überzeugen, Werte, die an unseren Schulen in Anbetracht der aktuellen Opfer von roher Gewalt nicht oft genug eingefordert werden können.

Dem studierten Historiker Haasis war es ein Anliegen, über diesen aufrichtigen Widerstandskämpfer aus Königsbronn zu schreiben, weil er bisher in der deutschen Öffentlichkeit neben den bekannten Widerständlern um Stauffenberg und die „Weiße Rose“ doch eine untergeordnete Rolle spielt. Gründe dafür sieht Haasis darin, dass Elser kein Intellektueller war, weder ein Programm noch eine Mission vertrat und aus einfachen Verhältnissen stammte.

 

Parallele zwischen Crailsheim und Königsbronn

Eine offensichtliche Parallele zwischen Crailsheim und Königsbronn, der Heimatstadt Elsers, besteht darin, dass es sich bei beiden Städten um Geburtsorte führender Köpfe des Widerstands gegen das Regime unter Adolf Hitler handelt. Sowohl Eugen Grimminger als auch Hans Scholl, beide zum Kreis der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ gehörend, wurden in Crailsheim geboren.

Auch das Lise-Meitner-Gymnasium erinnert mit seiner Namensgeberin und deren Schicksal an das Unrechtsregime im Dritten Reich. Die aus Wien stammende jüdische Physikerin Lise Meitner, die im Berlin der 20er und 30er Jahre eng mit Otto Hahn zusammenarbeitete, musste sich den Vorurteilen, die gegenüber Frauen in Forschung und Wissenschaft damals bestanden, und dem zunehmenden Antisemitismus widersetzen, bis sie schließlich 1938 aus Nazi-Deutschland nach Schweden emigrierte.

 

Förderung durch die Muettersproch – Gsellschaft

Finanziell gefördert wurde der Vortrag durch den Verein „Muettersproch – Gsellschaft“, der auch für den Erhalt der Dialekte im badischen und württembergischen Raum eintritt. Hellmut G. Haasis, selbst ein „Ostälbler“, hielt seinen Vortrag im breitesten Schwäbisch. Nicht zuletzt deshalb, weil es auch die Sprache Elsers war und er somit einen weiteren authentischen Identifikationsansatz für das jugendliche Publikum lieferte.

 

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