Feierliche Verabschiedung der Abiturienten

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Ein Mal im Jahr verwandelt sich der üblicherweise mit bunten Gemälden, Stellwänden und Kuchentheke bestückte Lichthof am Lise-Meitner-Gymnasium in einen festlichgeschmückten Saal. Dieser bildet den Rahmen für die Abiturfeier, bei der in diesem Jahr 41 Abiturientinnen und Abiturienten ihr Reifezeugnis von Schulleiter Joachim Wöllner im Beisein von Familien, Freunden und Lehrern überreicht bekamen.

Joachim Wöllner nahm in seiner Festrede sowohl Erfolge als auch Momente der Niederlage in den Blick. Er verglich die derzeitige weltpolitische Lage im Angesicht von Brexit und Flüchtlingskrise mit der von Prüfungen und Herausforderungen, beides eine Mischung aus Hoffen und Bangen, immer aber auch voller Chancen.
In seinen Ausführungen bedachte er sowohl die Überflieger der Abiturprüfungen, die sichmöglicherweise wie Ikarus zu sehr der Sonne nähern, einen Absturz riskierend, als auch diejenigen, die stellenweise Niederlagen einstecken mussten, an denen sie nun wachsen können.
Als Vertreter der Abiturienten hielt Johannes Jag eine kurzweilige und humorvolle Rede. Er dankte seinen Mitschülern und Eltern, die ihm bei der täglichen Sisyphosarbeit des Erkenntnisgewinns an der Schule eine Stütze gewesen seien. Als „kleinen Hügel im großen Gebirge des Lebens“ verglich er das Abitur, zukünftig bliebe den nun scheidenden Gymnasiasten noch so manchen Gipfel zu erklimmen. Die Bedeutung von Elternhaus und Schule als Basis der Erziehung von Kindern und Jugendlichen betonte Harald Hügelmeier in seiner Rede als Elternbeiratsvorsitzender. Mit dem Bild von „Ebbe und Flut“ verdeutlichte die Schülersprecherin Franziska Rahm das Kommen und Gehen von Schülergenerationen am Lise-Meitner-Gymnasium. Sie wünschte den Abiturientinnen und Abiturienten Glück für die nachfolgenden Gezeiten auf ihren Lebenswegen. Den musikalischen Reigen der Feier eröffnete der Chor der Klasse 5, er präsentierte den LMG-Song, komponiert von Musiklehrerin Karin Sonnenfroh und getextet von Schülerinnen der Klasse 9. Michelle Stichling am Klavier, das Bläserensemble der Oberstufe und der Lehrerchor ergänzten das Musikprogramm.

Die diesjährige Preisverleihung begann mit der Auszeichnung von Sarah Ehrmann, die für ihr vorbildliches soziales Engagement von der Elternschaft gewürdigt wurde. Den Preis überreichte Elternbeiratsvorsitzender Harald Hügelmaier. Lea Heinzelmann erhielt sowohl den Scheffelpreis im Fach Deutsch als auch den Preis im Fach Wirtschaft. Über die Geschichtspreise des Württembergischen Geschichts- und Altertumsvereins freuten sich Diana Schmunk und Nicole Stichling. Ein weiterer Preis im Fach Geschichte, gestiftet vom Historischen Verein Schwäbisch Hall, ging an Sarah Ehrmann, die auch den Paul-Schempp-Preis im Fach evangelische Religion erhielt. Neben dem Mathematikpreis der Deutschen Mathematiker-Vereinigung konnte sich Luca Breuninger auch über den Preis im Fach Physik freuen, den auch Michael Chudoba und Leon Lober bekamen. Preisträger im Fach Chemie war Sebastian Lang. Den Vorschlag für die Studienstiftung des Deutschen Volkes erhielt Annika Dechow und den Vorschlag für die Glemser Stiftung ging an die Jahrgangsbeste TabitaHäßner. Über Buchpreise der Schule freuten sich Luca Breuninger, Annika Dechow, Sarah Ehrmann, Josias Göhner, TabitaHäßner, Leon Lober, Evelyne Maier, Laura Rudolf und Jonas Zucker.

Rede des Schulleiters Hr. Joachim Wöllner
Rede des Schulleiters, OStD Joachim Wöllner, anlässlich der Abiturfeier 2016

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten,
liebe Eltern, Großeltern, Geschwister
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Schülerinnen und Schüler,
liebe Angehörige unserer Schulfamilie,
verehrte Festgäste
meine sehr verehrten Damen und Herren,

nun ist es also endlich soweit, der große Augenblick ist da: Im Rahmen dieser Feierstunde werden Sie, liebe Abiturientinnen und Abiturienten von Ihren Tutoren hier einzeln auf die Bühne gerufen werden und – wie es sich gehört – aus den Händen des Schulleiters Ihr Abitur-zeugnis entgegen nehmen. Unsere Aula ist wieder festlich hergerichtet und an den wichtigen Stellen festlich geschmückt. Die Stimmung stimmt – die Temperatur passt; war es doch im letzten Jahr deutlich heißer und irgendwie auch deutlich drückender … zu dieser Zeit – an die-ser Stelle. Ich sprach damals – unter Rückgriff auf Friedrich Nietzsche – über die Größe eines Augenblicks und über die Bedingungen, unter denen dieser sich ereignen kann. Keine Angst, ich werde diese Rede jetzt nicht wiederholen, nur so viel will ich anmerken: Dieses bestimmte Thema lag damals irgendwie in der Luft, zumindest habe ich es so empfunden, und so passte es denn auch recht gut zur Abiturfeier 2015.

Heute aber scheinen es mir andere Themen zu sein, die besonders präsent sind, die sozusagen in der Luft liegen und uns als Zeitgenossen und Zeitgenossinen berühren und beschäftigen. Ganz besonders scheint es mir ein Themenpaar zu sein, das sich hier und heute regelrecht aufdrängt. Es lässt sich beispielsweise in dem finden, was wir „Flüchtlingskrise“ nennen oder im „Brexit“, es durchzieht die Fußballeuropameisterschaft in Frankreich ebenso wie – direkt hier bei uns – die zurück liegenden Abiturprüfungen am LMG; es war erlebbar bei den schriftlichen Prüfungen in der Hirtenwiesenhalle, bei der Eröffnung der Prüfungsergebnisse in unserem Mehrzweckraum und erst vorgestern bei den abschließenden mündlichen Prüfungen in den Räumen im Untergeschoss unserer Schule:
Hoffnungen, Erwartungen einerseits – Enttäuschungen und Resignation andererseits; hier: unbändige Freude, ja: Jubel über einen errungenen Sieg oder eine neu gewonnene Lebensperspektive, da: gesenkte Köpfe, hängende Schultern, Tränen der Enttäuschung – manchmal gar der Verzweiflung: zwei Seiten einer Wirklichkeit, zwei Seiten einer Zeit… unserer Zeit…

Und wie man sich als besonnener Mit-Mensch natürlich mit jedem Höhenflieger mit-freut, ihm aber auch zurufen möchte: Du, Ikarus, flieg nicht zu hoch!, so leidet man eben auch mit mit dem Enttäuschten und tief Traurigen – und möchte ihm doch auch zugleich sagen: In jeder Krise, in jeder Niederlage – so bitter sie auch sein mag – steckt immer auch eine Chance…!

Ganz leicht übertragen lässt sich dies natürlich auf die Fußball-Europameisterschaft, wo in der Regel nach einer Niederlage und einem frühen Ausscheiden zuerst bittere Enttäuschung herrscht, doch dann allmählich – nach angemessener Zeit – über eine Neuordnung nachgedacht wird, über einen Neustart. Neue Konzepte für die Zukunft werden voller Energie entworfen, die doch letztlich in der Niederlage ihren eigentlichen Ursprung haben.

Auf dem Feld der Politik, im Zusammenhang mit der Europäischen Union, spricht man inzwischen offen von einem notwendigen „Reset“ – einem Neustart der EU, nicht um Krise und Versagen zu ignorieren oder gar schön zu reden, nicht um abzulenken, um zu betäuben, sondern gerade als Folge der Enttäuschungen und Erschütterungen! Auch hier scheint es, als hät-te der Wille zu einem Neustart, zu einem neuen Aufbruch unter Rückbesinnung auf die ursprünglichen Ideale seinen eigentlichen Grund, seinen Ursprung mitten in der Krise der EU – der schwersten ihrer Geschichte…

Und auch auf dem Feld der so genannten „Flüchtlingskrise“ lässt er sich wiederfinden, dieser irgendwie fast schon geheimnisvolle Umstand, dass aus krisenhaften Situationen Neubesinnung und Neuausrichtung hervor gehen können. Wie sehr wurden uns doch – durch die zehntausenden Flüchtlinge – die Grenzen des Machbaren aufgezeigt – bis hin zum „Es geht nicht mehr!“ – was einer offenen Kapitulation gleichkommt. Und wie sehr wuchs und wächst die Rückbesinnung auf unsere gemeinsamen Werte, die zum Ausgangspunkt wird bei der Entwicklung neuer Konzepte und neuer Strukturen, die dem Ideal der Mit-Menschlichkeit dauerhaft Geltung verschaffen sollen.

Gerade auf diesem Hintergrund freue ich mich als Leiter dieser Schule – und in bin auch ein wenig stolz darauf, dass das LMG ab dem nächsten Schuljahr beteiligt sein wird an diesem Neustart – im ganz bescheidenen Rahmen natürlich – nämlich wenn wir eine Flüchtlingsklasse haben werden, mit jungen Menschen – voraussichtlich überwiegend aus Syrien, die auf ihrer Flucht vor Krieg, Zerstörung und abscheulichster Gewalt bei uns in Crailsheim angekommen sind und denen wir eine menschenwürdige Lebens- und Lernumgebung anbieten können. Für diese Jugendlichen wird es genauso ein Neustart sein wie für uns – eine Bereicherung wird es für uns allemal, eine Horizonterweiterung, die uns bei unserer eigenen Selbstbestimmung mehr als hilfreich sein kann – und somit auch als Beitrag zur Überwindung unserer eigenen Krise angesehen werden muss.

Auch dieser „Reset“ geht übrigens zurück auf pure Ratlosigkeit, auf Verzweiflung, denn am Anfang stand ein Hilferuf der Stadt Crailsheim, die nicht mehr wusste, wie sie der krisenhaft zugespitzten Lage noch Herr werden sollte, was sie tun sollte – angesichts der hohen Zahl von Flücht-lingen im Kindes- und Jugendalter, die in Notunterkünften zum Teil über Monate hin – zusammengepfercht auf engem Raum – zwar grundversorgt und in Sicherheit waren, die aber eines nicht konnten, was der Mensch genauso zum Leben braucht wie Nahrung, Kleidung und ein sicheres Dach über dem Kopf: Lernen dürfen! Kurzum: Eine Krisensitzung wurde einberufen – mit Herz und Verstand wurden Überlegungen angestellt und Neuerungen beschlossen, die nun – Gott sei Dank – umgesetzt werden.

Und jetzt fragen Sie sich, liebe Festgäste, vielleicht, was denn dies alles mit unserer Abifeier zu tun hat, ob denn Niederlage, Krise und Verzweiflung die richtigen Themen für eine Feierstunde sind – schließlich sollen ja im Rahmen dieses Festakts Zeugnisse und Preise ausgegeben werden, es ist doch, so gesehen, die Feier-Stunde der Erfolge und Siege, in der völlig zurecht viel Licht nicht nur auf diese Bühne fällt!

Aber ist es denn nicht irgendwie auch schade, dass gerade hier kaum über Niederlagen geredet wird! Verstehen Sie mich nicht falsch: Es wird weder heute noch künftig eine Ehrung der Jahrgangsschlechtesten geben und keinen Buchpreis für die größte Enttäuschung! Natürlich sollen hier und heutet Erfolge im Mittelpunkt stehen, es soll gelobt und geehrt werden, es soll Raum sein für ein Dankeschön und natürlich soll voller Freude gefeiert werden!

Ich meine nur, dass es doch auch in solchen Stunden recht angemessen wäre, wenigstens einen Moment inne zu halten, um zu erkennen, dass nicht wenige Triumphe letztlich aus Niederlagen hervorgehen, dass Gipfelstürmer – oft aus Niederungen kommend – unter wachsender Anstrengung nach oben streben und Höhenflüge immer in unmittelbarer Bodennähe beginnen oder noch tiefer.

Es ist und bleibt eine Wahrheit, dass in jeder Krise auch eine Chance steckt! Und so gesehen wäre es geradezu fahrlässig und töricht Ihnen am Ende meiner Abiturrede das mit zu geben, was so gerne in Poesiealben geschrieben wird, Sie kennen das Sätzlein sicher alle:
Mach es wie die Sonnenuhr – zähl die heitren Stunden nur!
Nein! Es würde doch ganz verborgen bleiben, was so offensichtlich zum Leben gehört – und was so offensichtlich Teil seines ureigenen Geheimnisses ist. Goethe hat es in vollendete Verse gebracht und in unser aller Poesiealbum geschrieben, als stete Mahnung, die zugleich unendlich viel Mut macht und Zuversicht spendet- sowohl in Stunden des Triumpfes als auch in Momenten der Niederlage:

Und so lang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.

Diesen einen Gedanken würde ich Ihnen, liebe Abiturienten und Abiturientinnen, heute am Ende meiner Rede gerne mit auf Ihren Weg geben. Er soll Sie begleiten auf die – hoffentlich zahlreichen – Höhen, und sollten Sie sich doch einmal in einem tieferen Tal befinden, so bin ich mir sicher, kann er ihnen Wegweiser und Wegzehrung in einem sein, ein unschlagbar wirksames Mittel gegen jede Art von tiefer Trübsal:

Und so lang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.

Also: pflegen und hüten Sie diesen Gedanken – wie einen Schatz, wenn Sie morgen früh – mit ihrem Reifezeugnis unter dem Arm und vielleicht ein wenig übernächtigt die Welt erobern gehen…

Rede zum Abitur von Harald Hügelmaier (Elternbeiratsvorsitzender)
„Abios Amigos“!!

So lautet euer Motto, und so möchte ich Euch & Sie alle herzlich begrüßen.
Eure Abizeitung ist euch wirklich sehr gut gelungen!
Beim Durchblättern ist mir aufgefallen, wie vielseitig talentiert ihr seid!
Es gibt Fußballstars, Bäckerinnen, Künstler aller Art, eine Sängerin und natürlich nicht zu vergessen, jemand mit großem Hintergrundwissen. Wohl der Schreck einer jeden GFS, aber im Leben eine suuuper Eigenschaft!
Überhaupt glaube ich, dass ihr euren Weg gehen werdet. Einige der Wege werden sich trennen. Euch steht die Welt offen! Es ist uns allen wieder durch die Politik einmal bewusst gemacht worden, wie verhältnismäßig leicht wir uns in Europa bewegen können. Sei es zum Reisen, Studieren, Arbeiten oder Wohnen! Die Möglichkeiten haben sehr weite Grenzen bekommen! Nutzt sie!!!

Die Grundsteine für eure Zukunft sind in eurem Elternhaus und hier in der Schule gelegt worden. Nun könnt ihr daraus etwas machen.
Ihr habt euch ja auch für die nächsten 10 Jahre einiges vorgenommen. Kommt dann bitte ins „Ehemaligen-Cafe“ und erzählt uns, wie es gelaufen ist.
Dass wir kein großes Lagerfeuer sehen, freut mich übrigens. Ebenso wie die Tatsache, dass die Schule keine größeren Mengen fehlender Bücher zu beklagen hat.
Es ist schön dabei zu sein, wenn wieder ein Jahrgang junger Menschen ins Leben entlassen wird. Rein ins Berufsleben, ins Studium, ins soziale Jahr oder was sich jeder einzelne von euch vorgenommen hat.

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Wie jedes Jahr haben wir Eltern das Vergnügen einen Schüler oder eine Schülerin aus eurem Jahrgang mit einem Preis für besondere soziale Verdienste und Engagement zu ehren.

Das Gremium hat sich dieses Jahr für Sarah Ehrmann ausgesprochen!

Sarah war jahrelang Klassensprecherin und zuletzt auch Kursprecherin. Sie wirkte lange Jahre in der SMV Arbeit mit und war immer eine verlässliche Ansprechpartnerin. Außerdem war sie in vielen Ausschüssen und bei Projekten beteiligt. Nicht zu vergessen die Organisation des heutigen Abiballs!

Sarah dafür herzlichen Dank von uns Eltern!

Auch privat ist sie sehr engagiert. Wie zum Beispiel in der Jungschar und beim DRK.

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Einige „Lebensmottos“ aus eurer Zeitung haben mir sehr gut gefallen! (Hier nur mal 3 – … sonst dauert es zu lange!)

1.
„Immer möglichst effektiv zu lernen“!- (..wenig mit akzeptablen Erfolg!) Klar, für Fächer, die man nicht so mag, lernt man nur das Nötigste. Aber ich wünsche euch, dass ihr trotzdem immer eine gesunde Neugierde behaltet. Denn ohne diese Eigenschaft kommt die Menschheit nicht weiter!

2. „
Die besten Lehrer erkennt man meist erst im Nachhinein!“ … SEHR WEISE! Ich denke das ist das schwere Los der Lehrerinnen und Lehrer. Sie werden oft verkannt und es fällt einem erst Jahre später auf, was man an ihnen hatte.

3.
Jemand anderes hat geschrieben. „Ihr seid alle tolle Menschen! Hört nie auf an euch zu glauben, denn jeder von euch ist & bleibt einzigartig!“!
Damit stimme ich voll überein.

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Zum Schluss wünsche ich allen noch eine schöne Fiesta.
Euch Abiturienten alles Gute und vergesst uns nicht!!!

Rede zum Abitur von Johannes Jag (Schüler)
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Eltern, Verwandte und Bekannte, liebe Lehrer, liebe Abiturientinnen und Abiturienten.
Es ist für mich eine große Ehre heute hier eine Rede halten zu dürfen, immerhin habe ich mich gegen viele Bewerber durchgesetzt, die allesamt heiß darauf waren hier zu stehen, wie ich es gerade tue.
Vor ein paar Wochen kam zum ersten Mal das Wort „Rede“ auf und einige meinten sofort „Geil alter – hier, mach ich, dumm daher schwätzen kann ich. Da rechne ich mal mit allen ab.“ Sie könnten das machen. Als es ernst wird, ziehen alle zurück und ich, der meinte im allerletzten Notfall könnte ich eventuell die Rede halten, wenn sich wirklich kein anderer findet. Hier steh ich, danke… dafür.
Hier steh‘ ich nun ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor. Ich muss eine Rede halten.
Ich hab das Gefühl, die Hälfte von meinen Mitschülern, ehemaligen Mitschüler, hat das Zitat noch nie gehört. Aber im letzten Halbjahr immer groß behaupten man hätte es gelesen…
Naja egal. Ich sitz gestern während dem EM Spiel Portugal – Polen daheim am PC und schau im Internet nach Abiballreden. Meist witzig aufgemacht mit Anekdoten der vergangenen Jahre stehen 2 Personen auf der Bühne und bringen am Anfang Stimmung in die Bude. Später werden sie richtig sentimental, jaaaaaaa ihr habt richtig gehört, 2 Leute. Meist ein Junge und ein Mädchen… auch Danke dafür, dass ich mir hier oben alleine lasst. Dabei hatte ich mich heute extra rausgeputzt
Aber das wichtigste, was ich gesehen habe, hab ich bereits erfüllt, das Schreiben der Rede selbst zu thematisieren. Eine postmoderne rede sozusagen. Ist anscheinend voll im Trend. Auf den Hype Train spring ich natürlich auf.
Ja gut, inhaltlich dachte ich reicht das auch. Immerhin gibt’s heute ja genug Reden. Sahra wird nachher nochmal andächtige Worte halten. Da wird ja eh alles gesagt.
Trotzdem lass ich es mir nicht nehmen, meinen Senf dazu zu geben.

Puh Abitur, ich kann es gar nicht glauben. Ich weiß noch damals in der Grundschule, alles neue Gesichter. Mein Name wird aufgerufen, einen Tag zuvor hatte ich meinen 6. Geburtstag.
Und ich? Ich traue mich nicht aufzustehen und die Glückwünsche entgegen zu nehmen.
Und heute stehe ich hier, fast Erwachsen vor so vielen Leuten und soll weise Worte mit auf den Weg geben. Die Knie schlottern zwar, aber wie wir uns in diesen Jahren verändert haben… verrückt.
Und alle die hier sitzen haben dazu beigetragen.
Zwischen einem und 12 Jahren habt ihr mir das Schulleben ertragbar gemacht.
Jetzt war ich also in der Grundschule, in Rekordzeit schloss ich sie mit einigen von euch auch ab. Das war noch ein Zeugnis. Über die Noten konnte ich mich noch freuen. Aber ich war froh aufs LMG zu kommen. Cool, dachte ich mir. Jetzt komm ich zu den Großen zu den Coolen, der Kindergarten ist vorbei. Und dann sehe ich euch. Solche Klassenkameraden….
Ein Chaotentrupp keines Gleichens, besser konnte es nicht kommen, das hat gepasst wie Jonas in die Parklücke… Perfekt. Schullandheim und FüP und vieles mehr hat uns alle zusammen geschweißt.
Und dann kam die Kursstufe, Fremdkörper im fast perfekt funktionierenden System. Doch schnell erkennt man, geil, die sind ja genau so dumm wie wir. Ich wusste a gnarly time is about to come und ich wurde nicht enttäuscht. Jede Menge gemütliche Stunden, auch dank unseren Lehrern die uns Chaoten ertragen haben.

Unsere Siesta wäre nie möglich gewesen ohne ihre Gelassenheit und Ruhe, mit der sie uns auch in der Kursstufe nochmal das große einmal eins (11*13) erklärten. Begleitet haben sie uns bis zum Abitur. Sie prägten uns und auch sie konnten sehen, wie wir gereift sind, erwachsen geworden sind, sie haben uns fürs Leben vorbereitet. Vielen Dank dafür.
„Abios Amigos, nach Siesta kommt Fiesta.“
Machen wir uns nichts vor, Fiesta gab es auch vor dem Abi genug, so viel dummes Zeug erlebt… das heißt aber nicht, dass wir‘s heut nicht richtig krachen lassen können.
Aber die Party findet ja drüben statt. Deshalb kann man ja nochmal etwas andächtig werden.
Ich werde euch vermissen.
Vor allem wenn ich hier ein paar Gesichter anschau‘ kommen mir wieder Geschichten in den Kopf, mit denen ich jetzt schon Bücher füllen könnte
Man verspricht sich immer in Kontakt zu bleiben: Sind wir ehrlich, schaffen werden wir das nicht mit allen. Unsere Wege trennen sich. Und das ist gut so. Ein großes Kapitel unseres Lebens geht zu Ende, doch das Buch hat eben erst begonnen. Und wie wir in Deutsch gelernt haben geht’s im Hauptteil erst so richtig ab.
Ich will gar nicht auf irgendwelche Geschichten eingehen wie die Story mit dem Koffer, diversen Flaschen und einem mächtigen Balkon in Barcelona, denn jeder hat die Schulzeit anders erlebt und es bleibt anders in Erinnerung, an so einem Tag voller Abschied, Programm, und Bier, vor allem Bier, sind wir alle sowieso emotionale Fracks und die wehmütigen melancholischen Momente und Gedanken kommen die nächsten Tage und Wochen von ganz alleine.

Doch wir haben die Sisyphosaufgabe gelöst. Mit der Hilfe unserer Lehrer, den Sekretärinnen, den Hausmeistern, den Putzkräften, dem Schulleiter und vielen mehr, doch vor allem unseren Eltern, die immer Rückhalt und Standfestigkeit gaben, haben wir den Stein, den wir jeden Tag, jedes Schuljahr aufs neue versuchten auf den Berg zu bekommen, hinauf gehievt, manche durch harte Arbeit und Geduld, manche haben sich mit ihren klugen, aber faulen Köpfen darauf verlassen, dass die Seilbahn ja irgendwann wohl mal wieder kommen muss.
Doch jetzt sind wir die Größten, die Stärksten und die Klügsten und öffnen die nächsten Wochen und Jahre unsere Augen und merken, dass wir auf einem kleinen Hügel namens Abitur stehen in dem großen Gebirge mit unzähligen Steinen namens Leben.

Doch einmal aufgewärmt weiß ich, dass wir alle auch diese Berge erklimmen werden.

Die erfolgreichen Abiturientinnen und Abiturienten des Jahrgangs 2016 am Lise-Meitner-Gymnasium:
Jasmin Alberti, Melissa Binder, Michael Chudoba, Annika Dechow, Sarah Ehrmann, Josias Göhner, TabitaHäßner, Markus Höltzli, Frank-Sharif Husaini, Tim Kamptmann, Jule Keller, Kevin Knecht, Jessica Metzger, Nathan Otterbach, Laura Rudolf, Ingrid Ruf, Axel Scheiterlein, Marcel Schmiedel, Nicole Stichling, Shannon Woods, Jonas Zucker (alle aus Crailsheim), Luca Breuninger, Fabian Butzer, Svenja Hausch, Johannes Jag, Alexander Kühnle, Sebastian Lang, Leon Lober, Dominik Memmler, Tobias Röck, Tim Schmidt, Stefanie Schneider (alle aus der Gemeinde Frankenhardt), Nico Glasbrenner, Lea Heinzelmann, Saskia Maas, Julia Rode, Diana Schmunk, Veronika Schuster, Jens Weidner, Sina Wurmthaler (alle aus der Gemeinde Ilshofen) sowie Evelyne Maier (Kirchberg).