Die Inderin PoojaParwanda ist Deutschlehrerin aus Überzeugung
Einen Monat lang weilten acht indische Schülerinnen und Schüler aus Neu-Delhi bei Gastfamilien in Crailsheim und Umgebung. Der Schüleraustausch zwischen Gymnasien aus Neu-Delhi und Hohenlohe, zu denen auch das Lise-Meitner-Gymnasium zählt, besteht bereits im 12. Jahr.
Die Schülerdelegation wurde in diesem Jahr erstmalig von der Deutschlehrerin PoojaParwanda begleitet, die in Neu-Delhi den Austausch mit Deutschland seit Anbeginn gestaltet und koordiniert. Für sie schloss sich damit ein Kreis, denn ihr erster Deutschlandaufenthalt war 2006, als sie für zwei Monate einen Deutschkurs am Goethe-Institut in Schwäbisch Hall besuchte und sich gleich für die Städte und Landschaften der Region begeisterte.
In nahezu akzentfreiem Deutsch legte sie am Ende des diesjährigen Schüleraustauschesdie Aspekte ihrer engen Beziehung zur deutschen Sprache und zu Deutschland dar, während in der Sporthalle nebenan interkultureller Unterricht stattfand: Die indischen Mädchen studierten mit den Schülerinnen der Klassen 7 und 8 am LMG einen indischen Tanz ein.
Zunächst hatte PoojaParwandaWirtschaftsdeutsch an der Universität in Neu-Delhi studiertmit dem Ziel, in der Tourismusbranche zu arbeiten. In den Semesterferien begleitete sie Jugendcamps in Indien, wodurch sie ihre pädagogische Ader entdeckte und nach Abschluss des Studiums an eine der zwei Partnerschulen des Lise-Meitner-Gymnasiums in Neu-Delhi zu wechseln, um Deutsch zu unterrichten. Ihre Deutschkenntnisse hat sie seit ihrem ersten Besuch 2006 in Schwäbisch Hall in weiteren Ferienkursen an Goethe-Instituten in Berlin und Weimar vertieft. Die beiden Städte haben wegen ihrer Bedeutung für die deutsche Geschichte und Literatur tiefe Eindrücke bei ihr hinterlassen.
Der Stellenwert von Deutsch an indischen Schule ist nach Französisch relativ hoch. „Unterrichtssprache ist in Indien Hindi und Englisch. Bereits in der 4. Klasse wählen die Schüler eine dritte Fremdsprache. Neben Französisch und Deutsch werden Spanisch und Japanisch angeboten. Ab Klasse 9 fällt der Unterricht der Landessprache Hindi weg und der Fremdsprachenunterricht wird vertieft. Deshalb sind die Austauschschüler aus dieser Klassenstufe“, meint die Lehrerin. Das Interesse der indischen Schüler an Kontakten mit Schulen in Europa ist sehr hoch. Das Goethe-Institut spielt dabei für Deutschland eine führende Rolle. „Eben erst hat eine meiner Schülerinnen einen Wettbewerb gewonnen, der vom Goethe-Institut ausgelobt wurde. Sie erhält ein zweimonatiges Stipendium für einen Deutschkurs in Berlin“, erläutert PoojaParwanda mit Stolz. Ihrer Meinung nach erkennen die jungen Leute während ihres Aufenthalts die Chancen der Deutschkenntnisse in beruflicher Hinsicht. Sie lernen deutsche Unternehmen kennen und erleben die Bedeutung der wirtschaftlichen Verzahnung zwischen den beiden Ländern. In Hohenlohe öffnen beispielsweise die Unternehmen Voith, Bosch, die bäuerliche Erzeugergemeinschaft sowie Audi regelmäßig ihre Türen für die Schülergruppen aus Indien. Die Lernmotivation für die Fremdsprache steigt dadurch enorm.
Lobend erwähnt die indische Lehrerin die hervorragende Organisation des Austauschs von Seiten des Lise-Meitner-Gymnasiums. Nach dem herzlichen Empfang durch die gesamte Schulgemeinschaft und mit Grußworten des Schulleiters Joachim Wöllner wurde unter der Ägide der für den Austausch verantwortlichen Kollegen Christian Zierl und Ines Mend ein vielseitiges Programm geboten.