Wie alles begann …
LMG, Crailsheim
20 Schüler der KS1, Frau Rothenberger, Herr Schwedl
Uhrzeit: 3:55 Uhr
Datum: 09.07.2018
Der Bus wartete bereits, als meine Kameraden und ich die Straße entlangeilten. Der Versuch nicht die ganze Nachbarschaft zu wecken scheiterte gänzlich – Schalldämpfer für die Koffer wurden noch nicht entwickelt.
Das Gepäck im Laderaum verstaut, Anwesenheitscheck durchgeführt, die Reise konnte beginnen:
Mit dem Bus zum Stuttgarter Flughafen, von dort aus nach London Heathrow, einer der größten Flughäfen überhaupt, dann die U-Bahn. Glücklicherweise schien zu dieser Zeit, man beachte die Zeitverschiebung um eine Stunde zurück, kaum einer unterwegs zu sein. Für die 40-minütige Fahrt bekam jeder genug Platz für sich und seinen Koffer, ansonsten wäre im Stehen schlafen angesagt – es gab fast niemanden, der sich noch wach halten konnte…
Nachdem der Schlaf also vollständig aufgeholt war, wir umgezogen und die Koffer im Hostel abgestellt wurden, marschierten wir los zum Dickens Inn, einem mehrstöckigen Pub mit Pizzeria und Grill, dessen Preise höher schießen, als das im 18. Jahrhundert gebaute Gebäude im Herzen von St Katherine Docks selbst. Traditionsbewusst wie wir sind, aßen die meisten von uns Fish & Chips, welche uns in den folgenden Tagen hin und wieder begegneten.
Nach der Stärkung folgte die Besichtigung der Tower Bridge. Doch leider eine Stunde zu früh, wie wir im Nachhinein durch Instagram erfuhren. Justin Timberlake hatte uns knapp verpasst. Schade.
Noch unwissend von unserem Pech, machten wir uns auf den Weg zurück zum Hostel um endlich unsere Zimmer beziehen zu können. Ein Jeder von uns wurde mit einem neonpinken Armband versehen, dass uns nicht nur wie Touristen, sondern auch durch dessen Aufschrift, der Name des Hostels “Wombats”, wie Tierschützer aussehen ließ. Doch es war nicht nur das Band selbst, dass uns auffliegen ließ. Das deutsche Regelbewusstsein und somit das sture Warten, bis die Ampel grün zeigte, während Anwohner selbst sie einfach überquerten, weil weit und breit definitiv kein Auto zu sehen war, trug schon seinen gewissen Teil dazu bei.
Zum Abend hin wanderten wir quer durch Londons EastEnd, wo wir ungefähr alle zwei Meter von Mitarbeitern jeglicher Restaurants angesprochen wurden. An einem ihm bereits bekannten hielt Herr Schwedl an und klärte für uns ein günstiges drei Gänge Curry-Menü für jeden ab, das wir dankbar annahmen.
Den ersten Abend ließen wir unten im Kellergewölbe ausklingen, in dessen Bar nach 22 Uhr nur unsere Lehrer aufgrund der Jugendschutzgesetze verweilen durften, was uns dennoch nicht störte. Alternativ gab es im für uns erlaubten Bereich reichlich Bespaßung durch Tischkicker, Tischtennis und eine lang erstreckte Chill Lounge.
Das nicht ganz misslungene “Changing of the guards” …
Wombats, London
20 Schüler, Rothenberger, Schwedl, die Queen, Royals
Uhrzeit: 8:50 Uhr
Datum: 10.07.18
Um einen noch besseren Eindruck von London zu bekommen, starteten wir den Dienstag mit einer Bustour. Mit den öffentlichen Bussen hielten wir so ziemlich alle paar Meter, was sich ziemlich gut zum Foto schießen machte, aber nicht am Fahrer selbst und seiner Gutmütigkeit lag, sondern eher am immensen Verkehr.
Während wir auf den nächsten Bus warteten, jede Linie fuhr schon mindestens zehnmal an uns vorbei, außer die, die wir brauchten, erkundigte sich Herr Schwedl beim nächst besten Busfahrer nach unserer Linie. Komischerweise war dessen Zunge überdimensional groß, beim Nicken ist sie einfach auf und ab gehüpft – welch ein Anblick. Umso größer war jedoch das Gelächter, als er die falsche Zunge abnahm, wie wild auf die Hupe hämmerte und weiterfuhr. Herrlich.
Als nächster Programmpunkt stand “Changing of the guards” an. Unterwegs zum Buckingham Palace begegnete uns allerdings eine riesige Menschenmasse. Erst machten wir uns nichts draus, immerhin ist London eine Attraktion, doch nach geringer Zeit wurde uns klar, dass wir zur Parade der 100-jährigen Jubiläumsfeier der Royal Air Force gestoßen waren. Schön und gut, aber unser Ziel war immer noch versperrt durch all diese Zuschauer. Unermüdlich kämpften wir uns durch, natürlich stets höflich und nicht zu vergessen ein “Excuse me” pro Anrempler. Nach ewigem Gedränge standen wir nicht weit entfernt vom Palast der Queen, als direkt bei unserer Gruppe die Absperrung geöffnet wurde und man uns den direkten Weg zu einigen der vordersten Plätzen ermöglichte. Tatsächlich hatten wir an diesem Tage etwas erreicht, von dem viele nur träumen dürfen: Wir haben die Queen und die Royals gesehen und bejubeln dürfen.
Doch eins blieb uns immer noch verwehrt – The Changing of the guards! Nach dem Ende der Vorstellung folgten wir dem Strom und entfernten uns wieder von unserem eigentlichen Ziel.
Nachdem sichergestellt wurde, dass jeder aus unserer Gruppe anwesend war, wir nannten es liebevoll “Buddy check”, wurden wir auch wieder in die Freizeit entlassen. Zeit für Mittagessen und Shopping!
Am Abend folgte dann der letzte Programmpunkt des Tages: Der Jack-the-Ripper-Walk. Wir starteten in der Nähe der U-Bahn-Station “Tower Hill”, wo nicht nur die Tour Guide Dame auf sich warten ließ – Take your time darling… Und obwohl es wieder einige Laufwege mit sich brachte und es wieder langsam spät wurde, schaffte die motivierte und theaterbegeisterte Führerin es, auch uns in den Bann der Mordserie aus dem 19. Jahrhundert im East End Londons zu ziehen.
England verlässt nicht nur die EU…
Wombats, London
20 Schüler, Rothenberger, Schwedl, Three Lions
Uhrzeit: 9:00 Uhr
Datum: 11.07.18
Buddy Check! – Alle da? Los geht’s mit der Docklands Light Railway nach Docklands. Alles schien reibungslos, bis wir bemerkten, dass wir im falschen Zug saßen. Dementsprechend wieder umgestiegen gab es schon das nächste Problem: Ja der Domi ist verschwunden, wir haben keinen Domi mehr. Emircan und Dominik waren uns bei dem ganzen Trubel verloren gegangen, was aber kein großes Problem darstellte, denn sie fanden schnell wieder zu uns zurück.
Erster Haltepunkt war Canary Wharf, eine moderne Gegend mit vielen komplexen Glasgebäuden und wunderschönen Parks. Nach kurzem, aber ausreichendem Aufenthalt führte man uns dann durch den Tunnel unter der Themse nach Greenwich. 87 Treppenstufen in den Untergrund, 370 m geradeaus und jetzt kam es darauf an: Wer hatte anfangs richtig die Stufen gezählt? Eine Hand voll Klugscheißer und Jessica durften somit mit Herrn Schwedl den Aufzug benutzen, während wir die dann folgenden hundert Treppenstufen empor erklimmen durften, obwohl diese 87 Stufen vermutlich nicht mal wirklich stimmten und Herr Schwedl uns alle veräppelte. Dieses Mal verzählte sich jedoch keiner mehr.
In Greenwich wanderten wir hoch zum Royal Greenwich Observatory, von wo aus weltweit die Zeit angegeben wird. Dort treffen Osten und Westen aufeinander – Der Nullmeridian. Nach einer kurzen Fotosession spazierten wir den Hügel wieder hinunter und wurden zur Mittagspause entlassen. Ob Flohmarkt oder eine vollwertige Mahlzeit, man überließ uns die Entscheidung und die Freiheit.
Anschließend versammelten wir uns wieder an der Themse. Für den Rückweg nahmen wir nicht wie üblich die U-Bahn oder unsere bereits schmerzenden Füße, nein. Dieses Mal stand eine Bootsfahrt auf dem Plan, was uns allen nur recht kam. Schleunigst nahmen wir die für uns besten Plätze oben an Deck ein und fuhren gegen den Strom der Themse: Vorbei an der Tower Bridge, dem London Eye und vielem mehr. Stets begleitet von einem Guide und seinen wertvollen Informationen über die einzelnen sights.
Noch schnell ein Gruppenfoto gemacht, entließ man uns erneut wieder in die Freizeit. Somit hatte jeder Zeit London auf eigene Faust zu erkunden oder sich im Hostel ein wenig auszuruhen.
Wer wollte hatte die Möglichkeit unten im Keller des Hostels zusammen mit den Lehrern das Halbfinalspiel der WM anzuschauen. Es spielten England und Kroatien um den Einzug ins Finale. Sehr bedrückend wurde es, als Mandzukic das entscheidende Tor in der 109. Minute schoss – Die Three Lions waren aus der Weltmeisterschaft geflogen…
Wer ist denn jetzt der Vater?
Wombats, London
20 Schüler, Rothenberger, Schwedl, Sarina
Uhrzeit: 9:00 Uhr
Datum: 12.07.18
Donnerstag war für uns der kulturreichste Tag während der gesamten Studienfahrt.
Angefangen hat alles in Camden Lock, ein Stadtviertel Londons, welches auch den Camden Market bietet.
Optional bestand die Möglichkeit zusammen mit den Lehrern Amy Winehouses Haus von außen zu betrachten, was zu keinem großen Akt wurde, da das Haus von einem neuen Einwohner bewohnt und von neugierigen Blicken mehr oder weniger abgeschirmt war.
Wieder zurück in Camden Market gönnte sich ein Jeder Speis und Trank asiatischer Abstammung an einem der vielen vielen Ständen.
Über die Wobbly Bridge, ein Glück, dass keine Resonanz eintrat, gelangten wir dann zur Modern Tate Gallery. So oft wir Interpretation schon im Unterricht behandelt hatten, nicht einer von uns verstand auch nur annähernd, was die Ausstellung aussagen wollte. Hübsch aussehen tat es dennoch.
Um uns zusätzlich zu den kulturellen Aspekten auch politisch weiterzubilden, besuchten wir an diesem Tage die Houses of Parliament. Einmal durch die Sicherheitskontrolle und nichts stand uns mehr im Wege. Eine kleine Tour quer durch das House of Lords und das House of Commons ermöglichten uns einen Einblick in den Ablauf und das Geschehen britischer politischer Debatten.
Je später es wurde, desto näher kamen wir dem Höhepunkt des gesamten Tages: Mamma Mia, das ABBA-solutely tollste Musical. Von den besten Plätzen aus verfolgten wir gespannt das Drama um die Suche nach dem wahren Vater unter den drei Möglichen. Leider blieb die Frage bis zum Schluss ungeklärt und wir werden es wahrscheinlich nie erfahren, wer für die Zeugung dieser Gesangsikone verantwortlich war.
Abends, wieder unten im Kellergewölbe versammelt, wollte Herr Schwedl es endlich wissen. Wer ist besser im Tischkicker? Das ultimative Lehrerteam suchte die Herausforderung gegen Profispieler Susanna und meiner Wenigkeit und scheiterte kläglich am Zusammenhalt und der präzisen Technik des Schülerteams. Gerade vom Frust erholt, stürmte eine Horde Schülerinnen aus Deutschland in die Bar ein; sie steuerten geradewegs auf Herrn Schwedl zu. Sarina, ebenfalls Deutsche, redete mit nahezu perfektem Englisch auf ihn ein und versuchte ihm zu verklickern, sie sei gebürtige Engländerin und müsse nun ein Foto mit ihm schießen. Wir tippten auf verlorene Wette. Ihr Name war Sarina und durch diese mutige und gut ausgeführte Aktion, schaffte auch sie es, sich einen Platz in diesem Londonbericht zu erhaschen.
Freitag der Dreizehnte
Wombats, London
20 Schüler, Rothenberger, Schwedl
Uhrzeit: 9:45 Uhr
Datum: 13.07.18
Der von uns allen gefürchtete Tag war gekommen: Tag der Abreise. Tatsächlich gewöhnten wir uns alle schnell an London und umso trauriger wurden wir, als uns klar wurde, dass das ganze Abenteuer nun enden würde.
Uns allen war es selbst überlassen, wie wir es anstellen, aber um 9:45 Uhr waren wir alle verpflichtet zum Check Out anzutreten. Da unser Flug erst abends anstand, galt es nun die restliche Zeit nicht zu vertreiben, aber zu genießen und das Beste daraus zu machen. Erneut genehmigten die Lehrer uns auf eigene Faust quer durch London zu reisen. So konnte jeder individuell nochmal das tun, was er versäumt hatte.
Zum Mittagessen versammelten wir uns zum letzten Mal zum Fish & Chips Essen, um unsere erfolgreiche Studienfahrt zu zelebrieren und noch einmal in dieser netten Gruppierung beisammen zu sein.
Anschließend machten wir uns auf zum Picknick im Park, das aufgrund der Umstände mit den sperrigen Koffern zum einfachen Eisessen umgewandelt wurde. Finanziert wurde das Ganze durch die großzügige Spende von Tabeas Eltern und somit konnte die Studienfahrtpicknicktradition bewahrt werden.
Als die Stunde angebrochen war, zwängten wir uns mit unserem Gepäck in die U-Bahn. Wie wir das bei dieser Füllmenge der Abteile geschafft hatten? Es grenzte an Wunder. Endlich wieder an der frischen Luft, endlich am Flughafen angekommen, verabschiedeten wir uns von London und stiegen in den Flieger.
In Deutschland angekommen erwartete uns längst der Bus, den wir nach kurzem Zwischenstopp bei McDonalds besetzten. Ob es nun die Trauer oder die Müdigkeit war, es herrschte eine Stille im Bus, die nur hin und wieder durch die Erzählungen des Busfahrers unterbrochen wurden. Schlimm war es nicht, denn wer nicht schlafen konnte, hatte so immerhin etwas Interessantes zum Lauschen.
Gegen 00:00 Uhr erreichten wir das LMG, wo die meisten unserer Eltern uns schon sehnsüchtig erwarteten. Müde und erschöpft stiegen wir mit einem weinenden und einem lachenden Auge ins Fahrzeug. Die Studienfahrt war beendet.
Für uns alle war London eine aufregende und prägende Erfahrung. Und obwohl die Frage wie London gewesen sei immer mit “Super, wir haben die Queen gesehen” beantwortet wurde, waren es doch andere, kleinere, aber wichtigere Dinge, die unsere Studienfahrt so besonders machten. Von den vielen Lehrer-Schüler-Gesprächen, bis hin zu unseren tausenden neuen Insidern – London ist und bleibt für uns eine gemeinsame Erinnerung, die uns niemand nehmen kann.
Michelle Stichling